Erfolgsfaktoren für Web-Agenturen
Auch wenn der Internet-„Hype“ schon lange vorbei ist, entwickelt sich das Medium doch nach wie vor mit großer Geschwindigkeit.
Die langfristig erfolgreichen Agenturen werden sich dadurch auszeichnen, dass sie Trends bei den neuen Medien frühzeitig erkennen, ihr Angebot entsprechend ausrichten – und damit der Konkurrenz einen Schritt voraus sein werden.
Einige dieser möglichen Entwicklungen sind hier kurz beschrieben; ohne Gewähr und ohne Anspruch auf Vollständigkeit; aber sehr wohl mit der Überzeugung, dass diese „Statements“ kurz- bis mittelfristig weiter die Spreu vom Weizen trennen werden:
1. Kommunikation heißt nicht (nur) Internet, und Internet heißt nicht (nur) Website
Endlich werden Agenturen begreifen, dass es nicht unbedingt immer das Internet sein muss – auch wenn der Kunde das eigentlich glaubt („Wir hätten gerne eine Website!“). Schlussendlich geht es darum, Ziele zu erreichen.
Denn eventuell ist ein anderes Medium besser geeignet, um die gesteckten Ziele bestmöglich zu erreichen, und das Internet kommt gar nicht oder nur ergänzend zum Zuge.
Ebenso werden Agenturen erkennen, dass es im Internet auch nicht immer eine „Website“ sein muss: Schließlich gibt es viele Kommunikationsformen, wie Promotion-Sites, E-Mail Marketing, viral Marketing, Banner, Sponsorships, um nur einige zu nennen.
Agenturen, die diese Basis-Regel noch immer nicht begreifen, werden kaum langfristige Überlebenschancen haben (oder sich mit den paar Kunden begnügen müssen, die selber die Spreu vom Weizen nicht unterscheiden können).
2. Strategie & Konzept als Fundament
Zu viele Web-Projekte sind noch blanker Aktionismus und basieren zu wenig auf dem Fundament einer durchdachten Strategie mit einem guten Konzept.
Erfolgreiche Agenturen bauen keine bunten Bilder, sondern Strategien und Konzepte – die bunten Bilder geben diesen Konzepten „lediglich“ Gestalt (sind damit aber natürlich nach wie vor ungemein wichtig).
„The big picture“ (d.h. eine tatsächlich ganzheitliche Betrachtungsweise) wird mehr als nur ein Schlagwort sein. Dazu zählt auch eine richtige Abwägung zwischen kurz-, mittel- und langfristigen Perspektiven (d.h. ein „schnelles Geldverdienen“ am Anfang wird einer längerfristigen Orientierung der Agentur-Kunden-Beziehung Platz machen).
3. Datenbanken: (fast) alles wird dynamisch
In naher Zukunft wird der IT-Bereich noch stärker an Bedeutung gewinnen. Das liegt vor allem an der Notwendigkeit, dynamische und personalisierte Websites zu bauen, sowie an Tools für die Wartung und Steuerung.
Agenturen werden damit mehr als nur „Werber“ sein müssen, Sie benötigen auch entsprechende technische Kompetenzen und Ressourcen. Denn für die meisten Projekte werden sie beides benötigen.
4. Content gewinnt an Bedeutung
Weniger die reine Technologie und die Grafik wird im Vordergrund stehen, sondern der Inhalt einer Website wird stärker in den Mittelpunkt der Anstrengungen rücken.
Dabei geht es allerdings um „weniger ist mehr“, d.h. nicht mehr einfach alle vorhandenen Archive ins Netz kippen, sondern dafür sorgen, dass der User die gewünschte und relevante Informationen möglichst rasch findet (das schließt auch bessere Strukturierung, Navigation und Textierung mit ein).
Kunden werden aber diese Inhalte immer weniger selber beisteuern, sondern erwarten, dass das strategische Konzept einer Agentur auch berücksichtigt, welche Inhalte auf einer Site in welcher Form angeboten werden – und woher die Inhalte kommen. Gute Agenturen werden daher einen Content-Plan (d.h. mit zeitlichem Ablauf) vorlegen und damit punkten.
5. Cross-media Marketing & integrative Medienkonzepte
Eine Website wird nicht mehr alleine bestehen können (hat sie im Übrigen nie), sondern nur im Konzert eines medien-übergreifenden Gesamtansatzes.
Synergien zwischen Medien werden genützt, spezifische Eigenheiten des jeweiligen Mediums respektiert. Integrativ zu denken ist kein Bonus, sondern wird pure Notwendigkeit.
6. Personalisierung ist Trumpf
User werden zunehmend erwarten, als Individuum behandelt zu werden – und zwar wirklich. Wenn sich Personalisierung in einer persönlichen Begrüßung auf der Site erschöpft („Hallo, mberger!“), ist das zu wenig.
Mittelfristig wird das weit über reine personalisierte Websites hinausgehen und schlussendlich in echt personalisierbare Produkte münden (insbesondere im Dienstleistungsbereich).
Aber keine Panik: Es geht nicht um tatsächliche 1:1-Kommunikation, sondern um „perceived 1:1-Kommunikation“ (d.h. als solche wahrgenommene)! Neue Tools schaffen hier neue Möglichkeiten – und ein Umdenken, das hoch an der Zeit ist.
Das beste Beispiel ist hier E-Mail Marketing: Die modernen Tools erlauben schon heute, die Inhalte jedes Newsletters für jeden Empfänger individuell zu personalisieren – weit über die Begrüßung mit dem Namen hinaus.
7. Mehr Zusammenarbeit der Abteilungen
In vielen Agenturen werden die unterschiedlichen Bereiche (Konzeption, Content, Technik, Grafik, Projekt-Management, usw.) noch zu getrennt gesehen und es herrscht damit ein echter Mangel an fachübergreifenden Lösungen.
Das wird sich massiv ändern. Spezialisten (in Sinne von: Fachidioten) werden Platz machen für Experten mit umfassenderem Verständnis für die angrenzenden Bereiche. Das wird endlich eine neue Qualität in den Lösungsansätzen bringen.
8. Betreuung und Wartung als langfristiges Geschäft
Viele Agenturen (und manche ihrer Kunden) sind noch immer im Denken der klassischen Medien behaftet, deren Arbeit mit erfolgter Schaltung getan ist. Bei Web-Projekten beginnt die eigentliche Arbeit jedoch mit der Online-Stellung erst; die meisten Unternehmen unterschätzen diesen Aufwand massiv.
Dazu kommt, dass die Projektmanager in den Firmen nicht dafür ausgebildet und erfahren sind, und auch nicht über die technischen Rahmenbedingungen verfügen (z.B. Content Management Systeme). Aus diesen Gründen herrscht allgemein bei vielen Unternehmen eine große Nachfrage nach „Outsourcing“ dieser laufenden „Pflege“. Kluge Agenturen berücksichtigen das und bieten entsprechende Dienstleistungen gleich mit an.
9. Internet wird mobil
Nicht wirklich etwas Neues, aber „mobil“ wird relevant (und massenwirksam) werden.
Erste Ansätze (z.B. location-based services mancher Anbieter) gibt es bereits, mehr wird folgen. „5G“ wird in Europa einen Sprung bringen (wenn die Mobilfunk-Betreiber nicht Konkurs anmelden mussten). Die Suche nach den „Killer Applications“ hat schon begonnen, visionäre Agenturen bereiten sich schon jetzt darauf vor.
Denn im Grunde kann kein Zweifel daran bestehen, dass die Entwicklungen des Internets gerade erst begonnen haben. Entwicklungen, die nicht aufzuhalten sind. Man kann sie ignorieren oder sich auf sie einstellen. Und die Spreu wird sich weiter vom Weizen trennen.